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Colin Tipping, der Begründer der Tipping-Methode
Colin C. Tipping (1941 – 2019) schuf eine nach ihm benannte Methode der radikalen Vergebung durch Akzeptanz unserer inneren Realität.

Die (innere und äußere) Realität (radikal) zu akzeptieren gehört m. E. zu den wichtigsten Elementen der persönlichen Kompetenz. Sie hilft uns, unsere Lebensprobleme besser zu bewältigen und mit uns ins Gleichgewicht zu kommen. Zwei psychologische Konzepte,

  • die Dialektisch-Behaviorale Therapie und
  • die Tipping-Methode

beinhalten diese Kompetenz und sollen hier kurz dargestellt werden.

1. Die eigenen (z. T. verdrängten) Gefühle anerkennen und die Fertigkeit des Nichtbewertens:
Akzeptanz in der Dialektisch-Behavioralen Therapie
(„DBT“ von Marsha Linehan)

Starkes Leid ist oft mit zerstörerischen Taten sich selbst und anderen gegenüber verbunden. Zu erforschen wie Menschen besser damit umgehen können, war das Anliegen von Marsha Linehan. Seit Beginn ihrer Karriere an der University of Washington in Seattle war ihr Interesse auf die ganz harten Fälle (vor allem Borderline-Persönlichkeiten mit Drang zu suizidalem Verhalten) gerichtet und wie man ihnen zu einem lebenswerten Leben verhelfen kann. Ihre Methode der Dialektisch-Behavioralen-Theorie hilft nicht nur Schicksalsschläge und Lebenskrisen zu überwinden, sondern auch, sich im Lebens- und Arbeitsalltag besser zurechtzufinden.1

Was hilft bei der Überwindung von Krisen aber auch der Schwierigkeiten im Alltag?
(1) bereits überstandenen Krisen

Was hilft sind zum einen die bereits überstandenen Krisen und die bewältigten Herausforderungen (Nicht zu viel und nicht zu wenig.2 Das entspricht dem bekannten Nietzsche-Spruch: „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.“ Man sollte jedoch nicht zu viel davon abbekommen.

(2) Selbstfürsorge

Zum zweiten sollte man in und nach Krisen die Selbstfürsorge nicht vergessen: suchen, was mir Freude macht.

Auf diese aktive Selbstfürsorge hat vor allem die Resilienzforschung hingewiesen.3

„Um eine Krise zu überstehen, ist es wichtig, zu erkennen, was einem guttut. Zu suchen, was einem Freude macht, wenn man es aus den Augen verloren hat, und es dann zu genießen.“4

(3) Der dritte Punkt ist die radikale Akzeptanz der Realität.

Die Grundidee der DBT ist, dass Denken, Fühlen und Handeln eng zusammenhängen. Marsha Linehan ging also konsequenterweise davon aus, dass die belastenden Gedanken, Gefühle, Einstellungen und Bewertungen erkannt werden müssen, um sie verändern und das neue Verhalten trainieren zu können. Doch das Ganze ging schief, so berichtet sie. Die Patienten wehrten sich gegen die Annahme, ihre Einstellungen seien die Ursache für ihr schädigendes Verhalten.5 Abwehrmechanismen wurden in diesem Beispiel aktiviert. Wir kennen aus der Psychoanalyse und anderen tiefenpsychologischen Ansätzen, dass wir gerne die Realität leugnen und unangenehme Gefühle verdrängen um wie nicht spüren zu müssen. Um diese Abwehrmechanismen zu umgehen ist es wichtig, die eigenen Gefühle zu akzeptieren, so Marsha Linehan

Wie schädlich es sein kann, die eigenen Gefühle nicht zu akzeptieren bzw. sie nicht auszudrücken, hat z. B. James Gross, der Emotionsforscher an der Stanford University, in experimentellen Studien bestätigt.6

All unsere Gefühle haben eine gewisse Berechtigung. Wir sollten sie daher erforschen, erkennen und anerkennen / akzeptieren, um nicht von ihnen ‚terrorisiert‘ zu werden. Gefühle sind da. Sie sind Realität. Linehan war eine der ersten, die die radikale Akzeptanz der eigenen Gefühle in die Psychotherapie und Psychiatrie integrierten.

2. Exkurs: Skills-Training in der Dialektisch-Behavioralen Therapie

Linehan entwickelte auch ein Skills-Training zur Akzeptanz unseren inneren Realität.

  • Eine der wichtigsten Skills („kleinen Helfer“) im Umgang mit den eigenen Gefühlen ist das bewusste Wahrnehmen7 die Fertigkeit des Nicht-Bewertens.8

Weitere Skills sind

  • Fertigkeit des Teilhabens: in die Gegenwart eintreten: Wenn ich lese, dann lese ich. Wenn ich esse, dann esse ich. …
  • Fertigkeit der Bereitschaft: Das tun, was notwendig ist, ins Leben eintreten, „Antworten“
  • soziale Beziehungen knüpfen und pflegen, eigene soziale Muster erkennen
  • Menschen da annehmen, wo sie sind – nicht ihren Abstand zur Perfektion

Beispiele für das Skills Training:

  • Die Park-Übung / Fähigkeit des Nicht-Bewertens

„Gehen Sie in den Park, setzen Sie sich auf eine Bank, und beobachten Sie die Leute, die vorbeigehen, aber verfolgen Sie sie nicht mit Ihren Augen. Dann beschreiben Sie, was Sie gesehen haben.“9

  • Teilhaben / Leben im Hier und Jetzt

„Teilhaben … bedeutet, zu dem zu werden, was man gerade tut. Man isst, wenn man isst, läuft, wenn man läuft, grübelt, wenn man grübelt. Nur die Gegenwart existiert, die Ewigkeit ist jetzt.“

  • Fähigkeit der Bereitschaft

‚Die Patientinnen sollen üben, sich bereitzuhalten für das bewusste Eintreten in das Leben, ohne Groll und ohne Zögern. Das zu tun, was notwendig ist, nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Gemeinschaft. Linehan sagt: „Bereitschaft ist das Gegenteil von Vorsatz.“ Sie übt mit den Patienten, Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen: Wie besteht man auf eigenen Wünschen und Meinungen, ohne andere vor den Kopf zu stoßen? Wie kann ich Nein sagen? Immer wieder analysiert sie mit ihren Patienten deren Verhalten, dröselt die Reaktionsketten auf, ergründet die Muster. Sie sagt ihnen: Allen Handlungen, Gedanken und Gefühlen liegt eine Ursache zugrunde – auch wenn wir diese nicht immer kennen. Und: Auch wenn man nicht alle eigenen Probleme selbst verursacht hat, muss man sie doch selbst lösen. Sie lehrt sie, in starken Stresssituationen das Denken auf das Jetzt und die nächsten paar Minuten zu konzentrieren oder sich einen intensiven Sinnesreiz zu suchen, um den Körper zu spüren. Einen Eiswürfel, eine Chilischote. Sie zeigt ihnen, wie man die eigenen Muster durchbrechen kann. Zum Beispiel, indem man genau das Gegenteil von dem tut, wonach man sich fühlt – wenn man das Gefühl als unpassend entlarvt hat. Und sie arbeitet mit ihnen am Selbstwert, am Annehmen nicht nur dessen, was passiert, sondern ebenso von sich selbst.“ ‚

 

3. Andere so sehen wie sie sind, auch mich so sehen wie ich bin – in einem großen Plan
(Akzeptanz der Realität in der „Tipping-Methode„)

Colin C. Tippin ein englischer Therapeut und Dozent (1941 – 2019) entwickelte einen spirituellen Ansatz der Psychotherapie. Im Zentrum steht die Idee, durch „radikale Vergebung“ alte, verdrängte, nicht ausgedrückte negative Gefühle zu befreien und dadurch psychische und körperliche Probleme zu verbessern bzw. zu beseitigen. Seine spirituelle Annahme ist, dass alles, was wir erleben einen „höheren Sinn“ hat und uns zu einer persönlichen Entwicklung anregen kann.10 11 In einem Nachruf auf „seiner“ Website12 wird Tippins  Vision formuliert:

„Meine Vision ist es, das Bewusstsein des Planeten durch Radikale Vergebung anzuheben und dadurch eine Welt der Vergebung entstehen zu lassen.“ 13

Zur Wirksamkeit der Methoden ist nicht abhängig davon, dass man diese Annahme völlig annimmt, man sollte sie jedoch „in Erwägung ziehen“.14

Die Akzeptanz der Realität spielt bei diesem Prozess eine wesentliche Rolle. Zentral ist hier

  • Soziale Akzeptanz: Akzeptieren, dass die Menschen in meiner Umgebung so sind wie sie sind. Ich kann mit ihnen zwar Vereinbarungen treffen, aber ich kann sie nicht grundsätzlich verändern. Zentral in dieser Methode ist, dass wir unseren Eltern vergeben.15
  • Akzeptanz meiner inneren Realität: Die eignen Sonnen- und Schatten-Seiten, der Stärken und Schwächen erforschen und annehmen. Ein zweiter Aspekt dieser Dimension besteht darin, die eigenen Gefühle zu akzeptieren, sie leiten unser Leben.

Man muss nicht Anhänger dieser Methode und ihrer Grundannahmen sein, um von diesen zwei Dimensionen der Akzeptanz im privaten und beruflichen Alltag zu profitieren.

Selbstreflexion zur radikalen Akzeptanz einer Person

Diese Übung ist entlehnt der Tipping Methode und kann dir helfen, eine Person so zu akzeptieren, wie sie ist und negative Gefühle in dir, die mit dieser Person zusammenhängen zu verringern oder sogar zu beseitigen.16

  1. Wähle eine Person, die dir wichtig ist und mit der du Probleme hast / hattest bzw. mit der dir die Zusammenarbeit bzw. das Zusammenleben schwer fällt. Es kann eine Person der Gegenwart oder deiner Vergangenheit sein.
  2. Beschreibe das Problem, die Schwierigkeit, die Herausforderung, die du mit dieser Person hast.
  3. Was sind deine Gefühle, wenn du an diese Person denkst?
    (Sei ehrlich zu dir selbst!)
  4. Versuche, diese Gefühle zu akzeptieren, sie (liebevoll) anzunehmen und dir vorzustellen, dass du ein Recht auf diese Gefühle hast.
    …                (Mach erst weiter, wenn du dir das vorstellen kannst.)
  5. Nimm an, es gäbe irgendwie einen „höheren Plan“, in dem enthalten ist, dass diese Person es dir ermöglicht (hat) etwas zu lernen, das du sonst vielleicht nicht lernen hättest können.
    Was konntest du durch die Herausforderungen, die dir diese Person (unbewusst) gestellt hat, lernen. Was konntest du in dir entwickeln? Über welche Ressourcen / Kompetenzen / Stärken verfügst du jetzt durch diese Person?
  6. Sei dir bewusst, dass du diese Person nicht mögen und ihr Verhalten gutheißen musst. Vielleicht musstest und musst du sogar leiden durch diese Person. Trotzdem hatte sie eine langfristig positive Wirkung.
  7. Vielleicht kannst du sogar ein gewisses Maß an Dankbarkeit dafür entwickeln, dass diese Person in dein Leben getreten ist.

Links und Literatur

 

Radikale Akzeptanz

allgemein

Bärbel Wardetzki: Was ist radikale Akzeptanz?. https://www.sinnsucher.de/blog/radikale-akzeptanz#.

 

therapeutischer Ansatz der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT), Marsha Linehan

Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz. Ich schaffe das! Aus: www.zeit.de. 14. 10. 2017. https://www.zeit.de/zeit-wissen/2017/05/psychiatrie-krise-suizid-depressionen/komplettansicht.

Benedict Carey: Expert on Mental Illness Reveals Her Own Fight. Aus: nytimes.com. 23. 6. 2011. https://www.nytimes.com/2011/06/23/health/23lives.html?pagewanted=all. (Basis des Artikels von Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.)

Julia Arnhold: Radikale Akzeptanz. In www.psyberlin.com. 23. 1. 2012. https://www.psyberlin.com/2012/01/23/radikale-akzeptanz/#:~:text=Radikale%20Akzeptanz%20ist%20das%20Gegenteil,nur%20irgendwie%20ver%C3%A4ndern%20zu%20wollen. (noch einbauen)

Meredith„: Radikale Akzeptanz ist das A und O. Aus: upsidedownflan.com. 6. 8. 2021. https://upsidedownflan.com/de/mindset/radical-acceptance-is-where-its-at/. (noch einbauen)

Patricia Donovan: Study Confirms: Whatever Doesn’t Kill Us Can Make Us Stronger.
Psychologists say we fare better after some life difficulties, than if we’ve had many or none at all. Aus: www.buffalo.edu. Release Date: October 15, 2010. https://www.buffalo.edu/news/releases/2010/10/11868.html.

Seery, M. D., Holman, E. A., & Silver, R. C. (2010). Whatever does not kill us. Cumulative lifetime adversity, vulnerability, and resilience. Journal of Personality and Social Psychology, 99(6), 1025–1041. https://doi.org/10.1037/a0021344. Auch aus: psycnet.apa.org. https://psycnet.apa.org/record/2010-21218-001. (Zugang)

 

Akzeptanz und Demenz

Anna Gielas: Radikale Akzeptanz. In: www.psychologie-heute.de. https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/42239-radikale-akzeptanz.html.

 

Akzeptanz und Achtsamkeit

Dirk Stemper: Die 7 Grundsätze der Achtsamkeit – #6 Akzeptanz. Aus: www.praxis-psychologie-berlin.de.  https://www.praxis-psychologie-berlin.de/die-7-grundsaetze-der-achtsamkeit-6-akzeptanz/.

 

Tipping-Methode

Colin C. Tipping: Radikale Selbstvergebung. Liebe dich so wie du bist, egal was passiert. Heyne.

Colin C.  Tipping: Ich vergebe. Der radikale Abschied vom Opferdasein. J. Kamphausen Verlag. Bielefeld 2004. (Leseprobe in tipping-methode) (Leseprobe in Amazon).

Oliver Klatt: Radikale Vergebung. Ein Interview mit Colin Tipping. In: Reiki Magazin. Nr. 3/08, S. 17-21. Aus: www.wege.org. https://www.wege.org/radikale-vergebung-ein-interview-mit-colin-tipping.html.

Hina Fruh: Die Kraft der Selbstvergebung. GU – Der kleine Coach. 2015. (amazon)

Hina Fruh: Colin C. Tippin. Aus: tipping-methode.de. https://tipping-methode.de/spirituelle-lebensberatung/.

Hina Fruh: Die Tipping-Methode. »Nicht nur praktisch, sondern auch weltweit bewährt«. Die 3 Säulen der Tipping-Methode. Aus: tipping-methode.de. https://www.tipping-methode.de/.

  • Säule 1: In Frieden kommen.
  • Säule 2: Sich selbst annehmen.
  • Säule 3: Wünsche verwirklichen.
  • Downloads. Arbeitsblätter.
  • Downloads. Arbeitsblätter zu Radikalen Vergebung.
  • Downloads. Übungen
    • » Forschungsübung 01: Das authentische Ich
    • » Forschungsübung 02: Mein abgeleitetes (falsches) Ich
    • » Forschungsübung 03: Mein ideales Ich
    • » Forschungsübung 04: Mein sozial angepasstes Ich
    • » Forschungsübung 05: Meine verlorenen Ich-Anteile
    • » Forschungsübung 06: Meine verleugneten Ich-Anteile
    • » Forschungsübung 07: Mein sabotierendes Ich
    • » Forschungsübung 08: Meine auf Scham basierenden negativen      Kernüberzeugungen
    • » Forschungsübung 09: Wahre/falsche negative Kernüberzeugungen
    • » Forschungsübung 10: Umkehrung negativer Kernüberzeugungen
    • » Forschungsübung 11: Wer bin ich? – Kernüberzeugungen transformieren
    • » Forschungsübung 12: Was ich glaube
  • Arbeitsblätter zur Radikalen Manifestation (aus dem Buch „Vom Herzenswunsch zur Realität“) Downloads.
    • » Arbeitsblatt zur Radikalen Manifestation“
    • » Arbeitsblatt zum Thema Geld“.
  • Arbeitsblatt zur Radikalen Akzeptanz
    » Arbeitsblatt zur Radikalen Akzeptanz“
  • » Arbeitsblatt zur Radikalen Versöhnung in Beziehungen
    • » Arbeitsblatt zur Radikalen Versöhnung in Beziehungen“
Gefühle, Emotionen

Gross, J. J., & Levenson, R. W. (1997). Hiding feelings. The acute effects of inhibiting negative and positive emotion.  In: Journal of Abnormal Psychology, 106(1), 95–103. https://doi.org/10.1037/0021-843X.106.1.95. (Link ungültig). Aus: psycnet.apa.org.  https://psycnet.apa.org/record/1997-02518-009.17

] (Access)

Claudia Wüstenhagen: Meine Gefühle und ich. Aus: Zeit Wissen Nr. 2/2011, 8. 2. 2022. https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/02/Lernen-Gefuehle.

 

Verzeihen

o. A.: Verzeihensforschung. Aus: de.spiritualwiki.org. https://de.spiritualwiki.org/hawkins/vergebung#toc1.

 

Resilienz

Raffael Kalisch: Der resiliente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen. Neueste Erkenntnisse aus Hirnforschung und Psychologie. eBook Berlin Verlag 2017.

Laura StunzResilienz. Wie Sie Ihre mentale Widerstandskraft gezielt stärken. Aus: www.stern.de. 10.04.2022. https://www.stern.de/gesundheit/resilienz–wie-sie-ihre-mentale-widerstandskraft-gezielt-staerken–31707566.html. (Hinweis auf Raffael Kalisch, sowie auf die „Road to Resilience“.)

 

bearbeiten

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2017/05/quellen

 

  1.   Vgl. Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.
  2. Vgl.  Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.  Sowie: Patricia Donovan: Study Confirms: Whatever Doesn’t Kill Us Can Make Us Stronger.
  3.   „Aktiv Selbstfürsorge betreiben“ ist z. B. ein Weg auf der „Road to Resilience“ der APA (American Psychological Association) und auch der bekannte Resilienz-Forscher Raffael Kalisch weist darauf hin. Vgl. Raffael KalischDer resiliente Mensch. Vgl. auch Katrin ZeugRadikale Akzeptanz
  4.   Raffael Kalisch, zitiert aus Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz
  5. Die Grundidee der kognitiven Verhaltenstherapie und ihr Scheitern:

    „Denken, Fühlen und Handeln hängen eng miteinander zusammen. Damit es einem besser geht, müsse man die eigenen belastende Gedanken, Einstellungen und Bewertungen erst erkennen, dann ändern und schließlich ein neues Verhalten trainieren. Linehan glaubt, wenn sie herausfinde, welche Gefühle und Gedanken genau bei ihren Patienten dazu führen, sich zu verletzen, dann könne sie die Kette durchbrechen. Es wird zum Desaster. „Die Idee flog mir um die Ohren“, sagt Linehan. „Die Patienten waren entweder wütend und attackierten mich, machten zu, hörten auf zu reden oder gaben ganz auf.“ Marsha Linehan muss lernen: Der Weg zur Veränderung scheint komplizierter zu sein.“
    Aus:  Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.

  6.   Vgl. Gross, J. J., & Levenson, R. W. (1997). Hiding feelings.
  7.   Bewusstes Wahrnehmen besteht u.a. darin, Fakten von Interpretationen trennen zu können.
  8.   Die Fertigkeit des Nicht-Bewertens bei Marsha Linehan.
    Eines der wichtigsten Skills ist das Wahrnehmen / der Beobachtung: bewusst beobachten und beschreiben und dabei nicht zu werten. „‚Die Fertigkeit des Nichtbewertens erfordert ein vollständiges Fallenlassen der Konzepte Gut und Böse‘, sagt Marsha Linehan. Man kann nur beschreiben, was man beobachtet, und das sind niemals Konzepte. Ihre Patientinnen sollen eine Erfahrung, ein Gefühl, einen Menschen beschreiben, nicht die Gedanken dazu.“ Aus:  Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.   
  9.   Aus:  Katrin Zeug: Radikale Akzeptanz.   
  10.   Diese Basis der Tipping-Methode formuliert Fruh:

    Die Basis ist eine sehr ungewöhnliche Annahme:
    Alles, was in unserem Leben geschieht, hat einen tieferen Sinn und dient unserem Wachstum. Das mag erst einmal absurd klingen und diese Vorstellung ist für Menschen, die einen großen Schmerz erlebt haben, eine große Herausforderung.

    Viele Menschen teilen jedoch die Erfahrung, dass vergangene Ereignisse, die unangenehm, ganz sicher nicht gewollt und möglicherweise auch schmerzhaft waren, sich im Nachhinein als gut erwiesen haben:

    Eine Kündigung hat vielleicht den Wechsel zu einer anderen Stelle ausgelöst, die interessanter und besser bezahlt ist, eine Trennung vom Partner zu einer neuen Liebesbeziehung geführt, die viel erfüllender ist.

    Diejenigen, die den Mut und Kraft aufbringen, diesen Gedanken auch nur als Möglichkeit zuzulassen, erleben mit der Tipping-Methode eine befreiende Veränderung.„[1. aus Hina Fruh: Die Tipping-Methode.

  11.   Tippin rückt mit dieser Idee der Entwicklungsmöglichkeit von widrigen Vorkommnissen in die Nähe anderer Therapien und psychotherapeutischen Ansätzen, z. B. der sinnorientierten Psychotherapie von Viktor Frankl oder der analytischen / archetypischen Psychotherapie von C. G. Jung.
  12.   Im deutschsprachigen Bereich wird diese Methode von Hina Fruh und Thomas Kiehl Fruh vermarktet (Lizenzrechte). Die Arbeit wird in 3 Säulen strukturiert.
    • „In Frieden kommen“ (vor allem negative Gefühle, wie Ärger, Wut, Groll überwinden)
    • „Sich selbst annehmen“ (vor allem seine Schattenaspekte erforschen und diese samt allen Stärken und Schwächen annehmen.
    • „Wünsche verwirklichen“ (Herzenswünsche in Ziele umsetzen und sie z. B. mit Hilfe von „positiven Affirmationen“ realisieren.

  13.   Aus: Hina Fruh: Die Tipping-Methode.  
  14.   Meine Großmutter mütterlicherseits pflegte diese Annahme bei schwierigen Herausforderungen so zu formulieren: „Man weiß nie, wozu es gut ist!“
  15.   Vgl. Oliver Klatt: Radikale Vergebung. Ein Interview mit Colin Tipping.
  16.   Die Übung ist leicht angelehnt an die Vorgehensweise bei der Tipping-Methode. Vgl. Hina Fruh: Die Tipping-Methode.   
  17.   Abstract: Emotionsregulation spielt eine zentrale Rolle bei psychischer Gesundheit und Krankheit, aber selbst über die grundlegendsten Formen der Emotionsregulation ist wenig bekannt.

    Um die akuten Auswirkungen der Hemmung negativer und positiver Emotionen zu untersuchen, baten wir 180 Teilnehmerinnen, traurige, neutrale und amüsante Filme unter 1 von 2 Bedingungen anzusehen.

    • Unterdrückungsteilnehmer (N = 90) hemmten ihr Ausdrucksverhalten, während sie sich die Filme ansahen;
    • keine Unterdrückungsteilnehmer (N = 90) sahen sich die Filme einfach an.

    Unterdrückung verringerte das Ausdrucksverhalten in allen 3 Filmen und verringerte die „Amusement-Selbstberichte“ in traurigen und amüsanten Filmen.

    Physiologisch hatte die Unterdrückung im neutralen Film keine Wirkung, aber deutliche Auswirkungen sowohl im negativen als auch im positiven emotionalen Film, einschließlich einer erhöhten sympathischen Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems.

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